Wir fordern die sofortige Rücknahme der Kündigung des Lehrauftrags von Bahar Aslan durch die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW.
Bahar Aslan hat in einem persönlichen Tweet die Angst von Menschen mit Migrationshintergrund vor Polizeikontrollen angesichts der größer werdenden Zahl rechter Personen und Vorfälle in den Sicherheitsbehörden thematisiert. Damit hat sie eine Realität benannt, über die wir täglich in der Zeitung lesen können, wenn rechte Chatgruppen, rechte Straftaten durch Polizist*innen, die Verwicklung des Verfassungsschutzes in das Netzwerk des Nationalsozialistischen Untergrunds oder gar ein rechtes Netzwerk in Sicherheitsbehörden wie die Gruppe Nordkreuz enttarnt werden. Von diesen rechten Aktivitäten in Sicherheitsbehörden ist die Demokratie als ganze bedroht. Im postmigrantischen Deutschland sind es aber insbesondere Migrant*innen, Juden_Jüdinnen und rassistisch marginalisierte Menschen, die zur Zielscheibe werden. Die Erfahrung zeigt und die Forschung bestätigt, dass Rassismus in Polizei und Sicherheitsbehörden institutionell verankert ist. Institutioneller Rassismus in der Polizei besteht in racial profiling, nichtgemeldeten oder mangelhaft aufgeklärten Toden in Gewahrsamnahme, Datensammlungen über Sinti*zze und Romn*ja oder rassistischer Täter-Opfer-Umkehr. All das ist lange bekannt und erforscht, wird von vielen Migrant*innen als tägliche Realität erlitten und mit vielfältigen Initiativen von Demonstrationen bis Antidiskriminierungspolitik bekämpft und von demokratischen Polizist*innen selbst problematisiert. Dass trotzdem die Benennung dieser Realität zu Sanktionen einer Hochschulehrenden führt, anstatt dass die Hochschule der Polizei und Verwaltung selbst die Zurückdrängung dieser Strukturen zu ihrer Aufgabe macht ist gleichermaßen alarmierend wie skandalös.
Als Hochschulpersonal sind wir schockiert von der Kündigung eines Lehrauftrags wegen eines einzelnen, vermutlich strafrechtlich nicht relevanten Tweets einer Dozentin. Das kann nur als Angriff auf kritische Wissenschaft verstanden werden. Als kritische Wissenschaftler*innen sind wir empört, dass die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW vor einem rechten Shitstorm einknickt, der einem hinlänglich bekannten (misogynen und rassistischen) Muster folgt, nach dem eine Frau mit Migrationsgeschichte wegen einer Bagatelle öffentlich diskreditiert, mit Konsequenzen bis hin zu Morddrohungen für die Betroffene. Als Kolleg*innen fordern wir die sofortige Rücknahme der Kündigung Bahar Aslans!
Mit freundlichen Grüßen,
Der Vorstand des Rats für Migration
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