Bildungsteilhabe: Wissenschaftlicher Transfer durch Bundesprogramm “Sprachkitas” muss fortgeführt werden!

Sprache ist grundlegend für die Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen. Partizipation in Bildungseinrichtungen beginnt bereits in Kindertageseinrichtungen. Die Sprachpolitik ist jedoch nationalstaatlich orientiert und prägt monolinguale Normalitätsvorstellungen und diskriminierende Praktiken. So orientieren sich viele Einrichtungen noch immer an einer (sprachlich) homogenen Kindergruppe und Elternschaft. Doch wenn Bildungsakteur:innen, Fach- und Lehrkräfte, von sprachlich homogenen Gruppen ausgehen, wird Mehrsprachigkeit zur Herausforderung und der Umgang damit zur Überforderung.

Genau an diesem Bedarf setzt das Programm “Sprachkitas” an. Es bietet eine bildungspolitische Lösung für systemische Probleme, die nicht durch einzeln Handelnde gelöst werden können. Mit wichtigen Themen wie Inklusion, Mehrsprachigkeit und Zusammenarbeit mit Familien ist inzwischen ca. jede zehnte Kita in Deutschland eine Sprach-Kita. Über 7.000 zusätzliche Fachkräfte in Kitas und Fachberatungen wurden über das Bundesprogramm ermöglicht und konnten so zu einer nachhaltigen und flächendeckenden alltagsintegrierten sprachlichen Bildung beitragen.

Die organisierten Fachtagungen und Fortbildungen ermöglichten weiterhin einen unabdingbaren Transfer zwischen Politik, Wissenschaft und pädagogischer Praxis. Neueste Erkenntnisse aus dem Bereich der Inklusion im Sinne von Partizipation sowie Mehrsprachigkeit im Kontext von (Flucht-)Migration wurden in diesem Rahmen diskutiert. Zugleich gaben die erlebten Herausforderungen in der Praxis Impulse für die weitere Forschung. Für die Kinder ist dies mit der Ermöglichung von Teilhabe an Lern- und Entwicklungsprozessen und somit einer Stärkung von Bildungschancen verbunden.

Wenn das Programm nicht fortgeführt wird, kommt es zu einem Bruch in diesem Transfer. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse können nicht implementiert werden und Fachkräfte bleiben auf sich allein gestellt. Auf diese Weise werden soziale Ungleichheiten wieder zunehmen. Die Fachkräfte werden sich erneut allein gelassen und überfordert fühlen, was auf lange Sicht den Fachkräftemangel zusätzlich verstärken wird. Und schließlich wird Kindern und Familien die Möglichkeit zur Teilhabe verwehrt und das Recht auf (Mit-)Sprache genommen. Als Konsequenz wird die über Jahrzehnte reproduzierte Benachteiligung auf sozioökonomischer Grundlage weiter tradiert.

Prof.’ Dr.’ Galina Putjata und Prof.’ Dr.’ Argyro Panagiotopoulou

Sektion “Bildung und Sprache” des Rats für Migration e.V.

 

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