Anfang August begann die Pilotphase für die Anker-Zentren in Bayern. Einrichtungen in weiteren Bundesländern sollen folgen. Ziel der Anker-Zentren ist es, die Asylverfahren zu beschleunigen und die Kommunen zu entlasten. Bis zu 1.500 Personen sollen in einer Einrichtung untergebracht werden. Die maximale Aufenthaltsdauer beträgt bis zu 18 Monate. Nur noch Personen, deren Asylantrag anerkannt wird oder als aussichtsreich gilt, werden auf die Kommunen verteilt.
Doch werden die Verfahren beschleunigt? Was folgt für die Kommunen? Und welche Auswirkungen haben die Zentren auf Geflüchtete? Diesen Fragen sind Migrationsforscher in einer Kurzstudie für den Mediendienst Integration nachgegangen. Ihr Fazit: Die Zentren werden Konflikte verschärfen und die Integrationspolitik um Jahre zurückwerfen. Denn sie verlangsamen den Integrationsprozess und liefern den Nährboden für Vorurteile. Es sei nicht garantiert, dass die Asylverfahren beschleunigt werden. Zudem wird die bisherige Planung der Einrichtungen den Anforderungen zum Schutz vulnerabler Gruppen nicht gerecht. Den Anker-Zentren sei deshalb aus migrationswissenschaftlicher Sicht mit großer Skepsis zu begegnen.
Die Kurzstudie können Sie hier herunterladen.
Die Expertise baut auf zwei Vorstudien auf, die der Rat für Migration zur Situation in Aufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete erstellen ließ. Die Vorstudien finden sie hier.
Autor*innenporträt: Die fünf Autor*innen sind Mitglieder des “Rats für Migration”. Prof. Dr. Sabine Hess ist Professorin für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie an der Universität Göttingen, Prof. Dr. Andreas Pott ist Professor für Sozialgeographie und seit 2009 Direktor des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück, Prof. Dr. Hannes Schammann ist Professor für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Migrationspolitik an der Universität Hildesheim, Prof. Dr. Albert Scherr ist Direktor des Instituts für Soziologie an der Pädagogischen Hochschule Freiburg, Prof. Dr. Werner Schiffauer ist Senior Scholar am Lehrstuhl für Vergleichende Kultur- und Sozialanthropologie an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder).
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