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MDI-Expertise: Repräsentation von Menschen mit Einwanderungsgeschichte in deutschen Parlamenten

Von den Kollegen Andreas Wüst und Henning Bergmann

Die komplette Expertise finden Sie hier.

Es wurden Daten zur parlamentarischen Repräsentation in allen deutschen Landesparlamenten für den Zeitraum 2012-2021 aktualisiert und dabei unter anderem Merkmale wie Parteizugehörigkeit, Geschlecht und Herkunftsland berücksichtigt. Das erlaubt eine differenziertere Betrachtung der Präsenz von Personen mit Migrationsgeschichte in deutschen Parlamenten. Diese Analyse (deskriptiver) Repräsentation ermöglicht erste Aussagen darüber, wie fair und umfassend gesellschaftliche Repräsentation in einem Parlament ist. Sie ersetzt nicht die Analyse der (substanziellen) Repräsentation von politischen Anliegen unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen.

Zusammenfassung

1. Die Anzahl und Anteile von Abgeordneten mit Migrationshintergrund in deutschen
Parlamenten haben seit 1990 stark zugenommen: Ende 2021 waren es 83 im
Bundestag (11,3 Prozent) und 136 in den Landtagen (7,2 Prozent).


2. Trotz dieses Trends besteht eine Repräsentationslücke, die in einigen
Flächenländern Westdeutschlands (RheinlandPfalz, NRW, Saarland, Hessen, Bayern)
besonders groß ist. Die Anteile der Abgeordneten mit Migrationshintergrund sind auf
Landesebene insgesamt geringer als auf Bundesebene.


3. Parteien spielen die zentrale Rolle bei der Aufstellung von Kandidat:innen und vor
allem von Listen der Kandidat:innen. Bei einigen Parteien, insbesondere den
Unionsparteien und der FDP, sind die Anzahl und der Anteil an Abgeordneten mit
Migrationshintergrund nach wie vor niedrig.


4. Frauen mit Migrationshintergrund werden häufiger Abgeordnete als Frauen
ohne Migrationshintergrund. Im Durchschnitt liegt der Frauenanteil unter den
Abgeordneten mit MH zehn Prozentpunkte über dem Frauenanteil aller
Abgeordneten. Hierzu tragen CDU/CSU und die Linke überproportional bei.


5. Die Gruppe der Türkeistämmigen ist sehr gut und die Gruppe der Iranstämmigen
überproportional in den Parlamenten vertreten, während dies für andere große
Gruppen nicht der Fall ist. Insbesondere Menschen mit Bezügen zur ehemaligen
Sowjetunion sind stark unterrepräsentiert. Hier bestehen vor allem bei Grünen,
SPD und FDP Defizite.


6. Abgeordnete mit Migrationshintergrund sind im Durchschnitt weniger als zwei
Legislaturperioden in den Parlamenten vertreten. Abgeordnete des Bundestags,
die keine Einwanderungsgeschichte haben, sind im Durchschnitt über eine
Legislaturperiode länger im Parlament vertreten als ihre Kolleg:innen mit MH.